Jerome Boateng darf die verstorbene Kasia Lenhardt nicht mehr der Lüge bezichtigen

Im Fall Adrianna Lenhardt gegen Jerome Boateng hat das Landgericht Berlin am Dienstag ein Urteil gefällt. Adrianna Lenhardt ist die Mutter der verstorbenen Kasia Lenhardt. Kasia war zum Zeitpunkt ihres Todes frisch von Jerome getrennt.

Jerome hatte eine Woche vor Kasias Tod der BILD ein Interview gegeben, in dem gegen die junge Frau furchtbare Vorwürfe erhoben wurden. Später hatte der Presserat die BILD für diesen Artikel gerügt. Da war Kasia allerdings schon längst verstorben.

Nachzulesen hier:

Kasia Lenhardt: Rüge vom Presserat für die BILD

Kasia Lenhardts Mutter & Jerome Boateng vor Gericht – UPDATE

Kasias Mutter hatte vor dem Berliner Landgericht gegen Jerome geklagt. In diesem Punkt hat Adrianna, laut Gerichtssprecher Thomas Heymann, Recht bekommen, Folgendes darf Jerome nicht mehr behaupten:

„Ihre Lügen, ihre gefälschten Social-Media-Accounts, mit denen sie Lügen verbreitet und Ärger gemacht hat.“
Jerome Boateng

Aber in vielen Punkten musste Kasias Mutter eine Enttäuschung hinnehmen. Der Gerichtssprecher Thomas Heymann stellte klar:

Die Zivilkammer des Landgerichts Berlin hat, aufgrund der mündlichen Verhandlung vom heutigen Tage, mit Urteil vom heutigen Tage, der auf eine Verletzung des postmortalen Persönlichkeitsrechtes gestützten Klage einer Mutter auf Unterlassung von Äußerungen des Beklagten über ihre verstorbene Tochter in erster Instanz nur in einem Punkt stattgegeben.

Der Beklagte wurde dazu verurteilt, es bei Vermeidung von Ordnungsmitteln zu unterlassen, folgende Äußerung in Bezug auf die verstorbene Tochter der Klägerin wörtlich oder sinngemäß zu behaupten oder zu verbreiten und/oder behaupten oder verbreiten zu lassen:

„Ihre Lügen, ihre gefälschten Social-Media-Accounts, mit denen sie Lügen verbreitet und Ärger gemacht hat.“
Thomas Heymann, Sprecher Landgericht Berlin

Im Übrigen habe die Zivilkammer die Klage als unbegründet abgewiesen, so Heymann.

Platzhalter — Foto: Instagram / Adrianna Lenhardt

Jerome Boateng-Urteil schwer verständlich

Dieses Urteil ist schwer verständlich, weil im Vorfeld Top-Juristen und auch der Presserat das Interview heftig kritisiert hatten. Allerdings beurteilt der Presserat natürlich ausschließlich die Verfehlung des Mediums und nicht das mögliche Fehlverhalten von Boateng.

Pressesprcher Heymann erklärt den Hintergrund so:

Rechtlich ging es in diesem Verfahren um die Prüfung der Frage, unter welchen Voraussetzungen ein Anspruch auf Unterlassung von Äußerungen wegen Verletzung des postmortalen Persönlichkeitsrechtes besteht.

So wurde im Februar 2021 auf der Webseite einer Zeitung ein Interview mit dem Beklagten, einem bekannten Fußballspieler, veröffentlicht, in dem sich dieser über die Beziehung mit der Tochter der Klägerin äußerte.

Die Tochter der Klägerin verstarb kurz nach der Veröffentlichung dieses Interviews.
Thomas Heymann, Sprecher Landgericht Berlin

Der Gerichtssprecher sagt zum Urteil weiter:

Die von der Klägerin als Mutter und Rechtsnachfolgerin ihrer verstorbenen Tochter gegen den Beklagten in Bezug auf bestimmte Äußerungen in diesem Interview erhobene Unterlassungsklage war nach Auffassung der Zivilkammer 27 des Landgerichts Berlin nur in dem oben genannten Umfang begründet, im Übrigen aber unbegründet.
Thomas Heymann, Sprecher Landgericht Berlin

Gründe für das „Jerome Boateng“-Urteil folgen

Eine Urteilsbegründung konnte der Pressesprecher noch nicht nennen:

Es ist heute am Schluss der Sitzung nur die Urteilsformel des Urteils verkündet worden. Wegen der weiteren Einzelheiten muss daher auf die schriftlichen Urteilsgründe verwiesen werden, die noch nicht vorliegen.
Thomas Heymann, Sprecher Landgericht Berlin

Allerdings ist das letzte Wort vielleicht noch gar nicht gesprochen:

Dieses Urteil ist noch nicht rechtskräftig; es kann dagegen Berufung beim Kammergericht innerhalb von einem Monat nach Zustellung der schriftlichen Urteilsgründe eingelegt werden.
Thomas Heymann, Sprecher Landgericht Berlin