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Coronaviren und Aluhüte – Was die Krise mit unserer Psyche macht – Kommentar zur Lage vom Psychiater Dr. Josef Kirchner

Mit Seuchenbekämpfung lässt sich kein Ruhm ernten. Einerseits wollen wir alle möglichst sicher vor Krankheiten sein, andererseits wollen wir keinerlei Einschränkung unserer Freiheit. Im Falle einer neuartigen Seuche muss der Widerstreit unserer Wünsche uns alle in heftige Konflikte bringen. Auf der einen Seite sind die Besorgten, die Angst vor einer Epidemie haben, die wie 1918 geschehen, mehrere Infektionswellen erzeugt und am Ende 50 Millionen Tote hinterlässt. Auf der anderen Seite die Unbesorgten, die davon ausgehen, dass ihnen kein Leid geschieht.

Dazwischen stehen die von uns gewählten Politiker, die den Willen des Volkes in die Tat umsetzen sollen. Sind die Politiker zu unbesorgt, werden sie für den unnötigen Tod tausender Menschen verantwortlich gemacht, sind sie zu besorgt, bricht unser gesamtes Wirtschaftssystem zusammen. In diesem Zwiespalt leben wir im Moment. Nachdem wir miterleben mussten, dass Tatenlosigkeit in großer Zahl tötet, hoffen die ersten schon, jetzt wäre es so gut wie vorbei. Ob die Optimisten Recht haben, werden wir erst in ein paar Monaten wissen.

Wie war es bei früheren Seuchen?

Werfen wir einen Blick auf die irrationale Seite der Seuchenzüge in den letzten Jahrtausenden. In der Antike bis zum Ende des Mittelalters glaubten viele Menschen, dass Seuchenzüge wie Pest, Cholera, Pocken und Typhus von Gott gesandte Strafen für sündiges und unmoralisches Verhalten seien, die uns für unsere Missetaten bestrafen und uns zu einem gottesfürchtigen Leben zwingen sollen.

Seit der Industrialisierung und dem Beginn der wissenschaftlichen Medizin begreifen wir zwar, dass zu einer handfesten Epidemie einerseits ein Krankheitserreger und andererseits ein lebender Wirtsorganismus gehören. Dort, wo viele Wirtsorganismen auf engem Raum leben, kann der Krankheitserreger einen neuen Wirt finden, den er anstecken kann, bevor der vorherige Wirt stirbt. So etwas nennt man dann eine Infektionskette.

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Der vegane Starkoch Attila Hildmann macht mit Verschwörungstheorien Schlagzeilen.
Foto: Instagram / Petz.Bert

Der Mensch liebt Erklärungen

Aber aller Logik zum Trotz haben wir in unseren Herzen den Aberglauben bewahrt, dass es eben kein reiner Zufall ist, der uns heimsucht, sondern dahinter könnte ja auch ein höherer Plan stecken, damit wir nicht mit der traurigen Erkenntnis leben müssen, dass Epidemie ein reines Zufallsprodukt ist. Wir Menschen lieben Erklärungen auch wenn sie noch so hanebüchen sind.

Als in den achtziger Jahren AIDS um die Welt ging, gab es viele, die meinten, dass HIV in Laboren der biologischen Kampfstoffentwickler erzeugt und freigesetzt wurde, um alle homosexuellen und sexuell freizügigen Menschen vom Antlitz der Erde zu tilgen. Heute erleben wir derartige Verschwörungstheorien erneut. Beliebt ist im Moment ja die Behauptung, Bill Gates wäre der Verursacher Corona-Pandemie, der uns dazu zwingen will, einen von ihm finanzierten Impfstoff gespritzt zu bekommen, der wiederum kleinste elektronische Chips beinhalten soll um uns ihm gefügig zu machen. Klingt ja plausibel. Warum sonst stiftet er Milliardenbeträge für Gesundheitsforschung?!

Oliver Pocher und Attila Hildmann diskutieren vor dem Reichstag über Verschwörungstheorien.

Nüchtern betrachtet muss man sich aber fragen, wo sein Vorteil für sich wäre. Bill Gates verdient seine Milliarden mit Microsoft, dem weltweit erfolgreichsten Betriebssystem für Computer, und ist auf Kunden angewiesen, die freiwillig ihre Arbeitskraft einsetzen um von dem so verdienten Geld seine Produkte zu bezahlen. Willenlose Zombies erzeugen keine Profite. Hätte er tatsächlich so eine Nano-Technologie, wie man ihm unterstellt, hätte er weltweit zahlungskräftige Interessenten, die ihm diese Technologie aus den Händen reißen würden. Und damit ist nicht nur China gemeint. Bleibt also die Vermutung, dass er so großzügig spendet um nicht nur als raffgieriger Kapitalist, sondern auch als Wohltäter zu gelten.

Hier behauptet Xavier Naidoo, dass es kein Corona gibt, sondern, dass alte Menschen umgebracht werden, weil die Rentenkassen leer seien.

Verschwörungstheorien gegen die Angst

Das Erfinden von Verschwörungstheorien hilft uns, unsere Angst vor einem zufälligen, sinnlosen Tod unter Kontrolle zu halten. Sind wir obendrein boshaft, nutzen wir diese Angst ,um durch wilde Behauptungen Randgruppen zum Verursacher und somit Feind zu erklären, der bekämpft werden muss. Gleichgültig, ob soziale, ethnische oder religiöse Minderheiten zur Zielscheibe gemacht werden, irgendwie funktioniert das immer noch. Pogrome werden auf dem Humus der Angst herangezüchtet.

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