Herzzerreißend: "Hartz und herzlich

Mit „Hartz und herzlich – Abschied von Dagmar“ ist RTLzwei ein sehr würdevoller, anrührender und zu Herzen gehender Abschluss gelungen. Dagmar hat bewiesen: Die wahren Held*innen stehen nicht unbedingt im Rampenlicht und schon gar nicht auf irgendwelchen roten Teppichen. Und es wurde gezeigt, dass die Menschen, die von Hartz IV leben, einen heimlichen Reichtum besitzen, der eben gerade nicht mit Geld zu bekommen ist.

Bei „Hartz und herzlich“ fällt eine unglaubliche Hilfsbereitschaft auf. Gerade die erfolgreichen Influencer auf Instagram beweisen immer wieder, wie Zweckfreundschaften entstehen und zerbrechen. Niemand, der gerade oben ist, weiß, ob sein Gegenüber aus echter Sympathie oder reiner Berechnung zu ihm nett und hilfsbereit ist. Und tatsächlich scheint es meist Berechnung zu sein.

Dieses Problem haben die Hartz-4ler nicht. Sie besitzen nichts. Und wenn Dagmar ihrem schwer alkoholkranken Nachbarn Johann half, dann hat sie das ganz sicher nicht getan, weil sie in irgendeiner Weise von ihm hätte profitieren können. Dann hat sie das getan, aus echter menschlicher Güte heraus. Dagmar selbst erklärt das so:

Ich mache das nicht, weil ich im Mittelpunkt stehen will. Ich mache das, weil das ein Mensch ist. Der Mann lebt menschenunwürdig.
Dagmar

Bei einer anderen Gelegenheit erklärte Dagmar ihre große Hilfsbereitschaft so:

Ich bin froh, wenn man helfen kann, weil ich weiß, wie es ist, wenn man gar nichts hat.
Dagmar

Das ist einfach wunderschön. Und deshalb dürfte auch am Dienstagabend bei so manchem Zuschauer die eine oder andere Träne gerollt sein.

dagmar3 — „Hartz und herzlich“: Damgar kümmerte sich um ihren alkoholkranken Nachbarn Johann – Foto: RTLzwei

Dagmar sprach mit Elvis über den Tod

Ob Dagmar im tiefsten Innersten etwas geahnt hat? Es fällt schwer an einen Zufall zu glauben, dass Dagmar ausgerechnet bei den letzten Dreharbeiten im Oktober, nur zwölf Tage vor ihrem Tod, mit Elvis über den Tod sprach. Alleine die Schilderung ihrer Atemnot durch COPD ist grauenhaft. Vor allem die Nächte waren für Dagmar eine Tortur.

Das liegt daran, dass die Atemzüge im Schlaf tiefer werden. Aber Dagmar konnte nicht mehr tief einatmen, denn dadurch wurden Hustenanfälle ausgelöst. Das muss eine unsägliche Quälerei gewesen sein. Dagmar beschrieb es Elvis damit, dass bei ihr Knochen schmerzen würden, von denen sie gar nicht wusste, das sie die habe. Und dann besprach Dagmar tatsächlich mit Elvis, wie sie bestattet werden sollten: Nebeneinander oder übereinander. Selbst in dieser Situation wurde noch gescherzt.

Beruhigend ist, wie Dagmars Töchter ihren Tod schildern. Die Mutter sei morgens aufgewacht und habe ihre üblichen Hustenanfälle gehabt. Der Druck durch das Husten habe im Gehirn einen Hirnschlag ausgelöst, woran Dagmar verstorben sei. Das bedeutet, dass Dagmar hoffentlich durch den Hirnschlag bewusstlos wurde und nicht qualvoll erstickt ist.

dagmar2 — „Hartz und herzlich“: Dagmar, die gute Seele der Benz-Baracken, wird in einer letzten Sendung noch einmal gewürdigt. – Foto: RTLzwei

„Hartz und herzlich – Abschied von Dagmar“: Das Produktionsteam tritt vor die Kamera

Sehr berührend war auch, dass das Produktionsteam aus der „Deckung“ kam und berichtete, wie Dagmar ihr Leben und Denken berührt und verändert hatte. Denn Dagmar hatte auch für sie immer ein liebes Wort oder ein Lachen. Da fielen Sätze wie:

Dagmar hat so viel bedeutet für uns.
Wir haben das wirklich gefühlt und ich würde sagen vom ersten Augenblick an, dass wir da eine Person getroffen haben, die etwas ganz Besonderes ist.
Dagmar war für das gesamte Team mehr als eine Person, die man nur vor der Kamera filmt. Letztendlich haben wir mit Dagmar zusammen gelebt.
Dagmar war meine Freundin und die Freundin des Teams.
Genauso ist auch Daggi für uns mit der Zeit Anlaufstelle und Kummerkasten geworden.
Dagmar hat mir sehr viel bedeutet. Vor allem hat sie es geschafft, dass ich mich in den letzten sechs Jahren in Mannheim zu Hause gefühlt habe.
Es ist so, als würde ein eigenes Familienmitglied von uns gehen.

Und genau so dürften sich auch viele Fernsehzuschauer gefühlt haben.