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Cannabis-Legalisierung fordert Kinder- und Jugendpsychiater

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Foto: privat, Pixabay/Clker-Free-Vector-Images

Legalize it! Das sagt der Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Josef Eduard Kirchner:

Liebe Lesende, auch wenn sie entsetzt zusammenzucken, ich bin für die Legalisierung der Cannabis-
Drogen und erkläre gerne, warum.

Jeder 12-jährige kann auf seinem heimischen Schulhof heutzutage alle illegalen Drogen von Marihuana über Crystal Meth bis Hero*n frei Haus erwerben. Was ihm da genau verkauft wird, ist meistens höchst fragwürdig. Ob es Cannabis-Blüten sind, die mit irgendwelchen chemischen Zusatzstoffen imprägniert wurden, oder Kokain, das mit Pulvern versetzt wurde, und somit eher auf eine Sondermüll-Deponie und nicht in irgendein Nasenloch gehört.

Ich habe täglich mit Jugendlichen zu tun, die Drogen mehr oder weniger häufig konsumieren. Ich höre von Kiffenden, die manchmal anstatt des Gefühls des „high-seins“ einen Höllentrip erleben
oder von Kokain-Konsumierenden, dass mal die gewünschte Kokain-Wirkung eintritt, stark, mutig und unbesiegbar zu sein und sie ihre empfundenen Gefühle von Schwäche und Minderwertigkeit zeitweise vergessen können, mal eine Linie Koks sie für eine Woche aus der Wirklichkeit schießt und sie bunte Bilder sehen, als würde man im Kino tagelang die Fortsetzung von „Yellow Submarine“
schauen.

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Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke. Das Interview mit Dr. Benecke: hier – Foto: Deutscher Hanfverband

Dr. Josef Kirchner zur Cannabis Legalisierung: Das Problem sind die Drogenhändler

Es ist also nicht nur ein Problem der Züchtung von stärker THC-haltigen Cannabispflanzen, sondern vielmehr die kriminelle Energie von Drogenhändlern, die ihren Kunden Substanzen verkaufen, die mitunter lebensgefährlich sind.

Ich halte es auch nicht für eine gute Lösung den holländischen Weg zu gehen und Drogendealern Straffreiheit zu gewähren, sondern plädiere für eine staatlich monopolisierte Zulassungsinstanz, die bestimmte Cannabis-Sorten für den Verkauf in lizensierten Verkaufsstellen erlaubt.

Sogar eine Staffelung mit Freigabe weniger starker THC-Konzentration ab 16 Jahren kann diskutiert werden.

Durch eine sinnvolle Besteuerung ähnlich zu den Steuern auf Alkohol und Tabak entstehen so der Solidargemeinschaft zusätzliche Einnahmen, die auch der Behandlung von Folgeerkrankungen dienen können.

Hinzu kommt die Ersparnis im Polizeibereich, wenn die Polizei nicht dauernd irgendwelchen Klein-Dealern hinterherjagen muss, sondern sich auf die großen Fische im Hintergrund konzentrieren kann.

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Das Interview mit Hella von Sinnen: hier – Foto: Deutscher Hanfverband

Cannabis-Legalisierung: Keine Todesfälle durch Kiffen

Die Zahl der Drogentoten in Deutschland war im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr zum vierten Mal in Folge stark angestiegen. An den Folgen des Konsums illegaler Drogen starben im vergangenen Jahr 1826 Menschen. Häufig trägt die Vergiftung durch verunreinigte oder gestreckte Stoffe entscheidend zu Todesfällen bei. Mehr als 170.000 Menschen sterben in Deutschland jährlich an den Folgen des Konsums von Alkohol und Tabak. (Die Welt Juli 2022)


Laut Bundeskriminalamt hatten wir im Jahr 2021 1.183 Tote durch Konsum von Opiaten (Opium bis
Hero*n), 835 Opfer von Kokain/Amphetamin, aber kein einziges Opfer von Cannabis. (ZDF 21.7.2022)


Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Bleiben sie nachdenklich!

Dr. Kirchner ist der Vorsitzende im Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland e. V. für die Landesärztekammer Nordrhein.

Kommentare

Antworten
  1. Haschisch kann auf das noch nicht fertig entwickelte Gehirn eines jungen Menschen verheerende Auswirkungen haben und z.B. Psychosen auslösen, erst recht, wenn unverarbeitete Traumata aus früheren Jahren vorliegen und diese Psychose befeuern, wenn sie aus verdrängten Regionen der Seele wieder empor kommen.

    Ich kenne einen solchen Menschen. Die vom Kiffen verursachte Psychose verhinderte, dass diese Frau, obwohl hochintelligent und vielseitig begabt, das von ihr angestrebte Studium länger als ein, zwei Semester durchhielt. Sie hörte Stimmen, die sie zu zwei Selbstmord–Versuchen trieben, wurde aber glücklicherweise rechtzeitig gefunden und kam in die Psychiatrie. Erst mit Mitte 20 hatte sie sich nach einer unbezahlten Tätigkeit in einer Art Wiedereingliederungs–Einrichtung so weit gefangen, dass sie eine durchaus anspruchsvolle Ausbildung in einem Berufsförderungswerk machen und auch abschließen konnte. Obwohl der Abschluss der beste ihres Jahrganges war, konnte sie anschließend nicht in diesem Beruf Fuß fassen, schlicht weil sie mit knapp 30 noch keinerlei Berufserfahrung vorweisen konnte und seinerzeit noch kein Fachkräftemangel herrschte wie heutzutage, das heißt, es gab viele unter den Bewerbern auf eine freie Stelle, die mehrere Jahre jünger waren. Zeitlebens, bis zur (Armuts–)Rente, arbeitete diese gebildete und vielseitig begabte Person in einem Beruf, in dem sie unterfordert und unglücklich war. Ihre Kollegen waren größtenteils Menschen ohne jeden oder höchstens mit Hauptschul–Abschluss. Auch spätere Versuche, sich auf bessere Stellen zu bewerben, liefen ins Leere. Es fehlte die Berufserfahrung in anspruchsvolleren Aufgabengebieten. Niemand traute ihr etwas zu. Niemand gab ihr eine Chance. Niemand erkannte, welch ein Solitär sie war.

    Wären die falschen Freunde und die Kifferei im Alter von 15, 16 nicht gewesen, hätten ihr alle Wege offen gestanden. Sie hätte ALLES werden können und dann im Alter ein gutes Auskommen gehabt. Nun lebt sie an der Armutsgrenze. (Ich schreibe hier übrigens nicht über mich selbst, ich bin eine Generation jünger als meine Bekannte. Aber ich bekam alles hautnah mit, obwohl ich seinerzeit noch recht jung war.)

    Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bin gegen jede Verharmlosung des Haschischs und damit auch gegen eine Legalisierung, außer zu medizinischen Zwecken und vom Arzt verordnet. Dass andere Süchte wie z.B. das Saufen oder in den USA die weit um sich greifende Opiat–Sucht und –Krise ebenfalls verheerende Auswirkungen haben und Lebenswege zerstören können, tut dem keinen Abbruch.

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