"Bauer sucht Frau": Verlogene Scheinheiligkeit & echte Liebe

Ein Kommentar der Autorin Sigrid Schulz

„Bauer sucht Frau 2021“ bleibt der Linie treu, dass Realität in der Sendung wenig verloren hat. Auch in der aktuellen Folge gibt es, wie jedes Jahr, täuschende Bilder und verlogene Aussagen, die nichts mit der dreckigen, schmerzhaften Wahrheit zu tun haben. Und trotzdem gab es auch wieder genau das, was in den anderen Datingshows immer unwahrscheinlicher wird: Echte Gefühle, vielleicht sogar wahre Liebe.

Für diesen schönen Teil der Sendung sorgten jetzt Ackerbauer Peter und Kerstin. Bei diesem Paar war immer wieder echte Hingabe zu spüren. Besonders bei der letzten großen Aufgabe. Das Putzen der riesigen Halle mit den Spinden der Golfspieler. Dabei gab es auch klare Anzeichen für echte Tierliebe. Denn diese Halle war durch Schwalben übel verdreckt.

Die Schwalben sind aber aus Peters Sicht wichtig. Es gebe immer weniger dieser Vögel, deshalb dürfen sie bleiben und in der Brutzeit muss dann eben geputzt werden, so Peter. Großartige Einstellung!

Platzhalter — Kerstin und Peter – Foto: RTL

„Bauer sucht Frau 2021“: Es knistert bei Peter und Kerstin

Ackerbauer Peter wollte seiner Kerstin ein gigantisches Picknick vorbereitet und ließ sie, quasi als letzten Test, die Halle mit dem Schwalbendreck alleine weiter putzen. Dabei war aber schon rauszuhören, wie schwer ihm das fiel. Jegliche Sorge war aber überflüssig. Kerstin zog die Putzaktion knallhart und ohne Beschwerden durch. Dafür gab es dann aber auch die riesige Überraschung. Und nicht nur das Picknick und dazu ein Blumenstrauß.

Zuerst fragte Peter, ob Kerstin nicht länger bleiben möchte. Dabei sollte es nicht bleiben. Wenn sie den Hof verlässt, dann möchte er sie nach Hause fahren und ihre Freunde und Familie kennenlernen. Also dieser Mann meinte es offensichtlich ernst. Und die heißen Küsse, die die beiden austauschten, sprachen eine klare Sprache.

Ein tolles Paar, das vielleicht demnächst wie Narumol und Josef oder Iris und Uwe gemeinsam auf dem Sofa sitzt und die Folgen der nächsten Jahre kommentieren wird.

Das war echt und schön. Doch es gab leider auch die anderen Szenen.

„Bauer sucht Frau 2021“ – Wenn schreckliches Tierleid geradezu pervers verharmlost wird

Kühe sind extrem soziale Tiere und die Mutterkuh und ihr Kalb sind sich zutiefst zugetan. Es ist eine widerwärtige Grausamkeit, die kleinen Kälbchen kurz nach der Geburt von der Mutter zu trennen. Vor allem die Mütter kommen darauf überhaupt nicht klar. Manche schreien tagelang voller Verzweiflung nach ihren Kindern. Mit diesem Wissen in Hinterkopf sind die Szenen bei Milchbauer Enno an Abartigkeit kaum noch zu überbieten. Wenn so getan wird, als wäre diese Grausamkeit ein liebevoller Umgang. Und der Typ brüstet sich auch noch feist vor der Kamera damit, wie sehr ihm angeblich seine Tiere am Herzen liegen.

Die Szenen mit den kleinen Ferkeln sind genau so ein Fall. Die Wahrheit in Deutschland sind Kastenstände, in denen sich die Muttersäue nicht einmal aufrichten können. Und die Bauernverbände und Lobbyisten gemeinsam mit der dafür sehr empfänglichen Ministerin Julia Klöckner haben es bisher verhindert, dass die armen geschundenen Wesen auch nur ein paar Zentimeter mehr Platz zugesprochen bekommen.