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ADHS und Autismus: Krankheiten oder Pinguin-Probleme?

TrumpMusk
Zeichnungen: Pixabay/Heblo, krzzzz

Beispiele für Autismus: Zoff zwischen Trump und Musk + Diogenes

Ein Kommentar des Kinder- und Jugendpsychiaters Josef Kirchner

Häufig lese ich in der Tagespresse, wie erschreckend die Zahlen der Diagnosen ADHS und Au­tismus in den letzten Jah­ren in die Höhe geschnellt sind. Dies ist kein Ausdruck einer akuten Epidemie, sondern in erster Linie der Tatsache ge­schuldet, dass wir als Gesellschaft lernen, ge­nauer hinzusehen und auch weniger auffällige Symptome zu erkennen. Natürlich können wir diskutieren, welche Faktoren der heutigen Gesellschaft zu einem verstärkten Erscheinen der Sym­ptome führen und was anders sein könnte, um diese Probleme nicht zu Katastrophen werden zu lassen.

Das würde aber diesen Rahmen sprengen. Zum Thema ADHS hat be­reits im Oktober 1845 der Kinderarzt Heinrich Hoffmann den Struw­welpweter als seinerzeit komplette Symptomensammlung der ADHS-Problematik veröffentlicht. Heute könnten wir noch die Borderline-Persönlichkeitsstörung hinzufügen und wären ziemlich komplett.

Ebenso gibt es seit der Antike Beschreibungen von Menschen mit autistischen Wesenszügen. Diogenes von Sinope war der Legende zufolge ein weiser Mann, der ungefähr im 3. Jahrhundert vor Christus in Griechenland in einer Tonne lebte und entgegen aller Regeln auch der damaligen Zeit in der Öffentlichkeit speiste, sich seiner Verdauung entledigte und ma­sturbierte. Trotzdem wur­de er als Berater des Königs wegen seiner Weisheit verehrt. Im Nachhinein kann man ihm wohl mit Fug und Recht die Diagnose Asperger-Syndrom also Autismus geben, wenngleich diese Dia­gnose heutzutage von beispielsweise Elon Musk oder Bill Gates für sich reklamiert wird.

Beide Problemlagen haben gemeinsam, dass sie genetisch angelegt sind und sich leider nicht mit der Zeit in Luft auflö­sen. Es sind sozusagen normabweichende Betriebssysteme, die lebens­lang stabil laufen und leider immer wieder zu Missverständnissen, mit den als „normal“ betrachteten Betriebssystemen, führen. Wer seine Computerwelt bei Apple kauft, weiß wovon ich spreche. Autisten können durch Therapien ihr Problem nicht zum Verschwinden bringen, können aber erlernen, das Problem nicht zur Katastrophe werden zu lassen.

Musk gegen Trump – Ein Beispiel für Autismus?

Aktuell können wir im Konflikt Musk gegen Trump einen klassischen Mechanismus der autistischen Wesenszüge beob­achten. Bis vor kurzem schienen beide noch beste Freunde zu sein, die durch nichts auseinander gebracht werden können. Dann fällt Trump eine Entscheidung, die Musk nicht gefällt und Musk droht sofort damit, unappetitliche Details aus den Epstein-Akten über Trump zu veröffentlichen. Diese Form der völlig unangemessenen Eskalation ist ein typischer We­senszug, den ich bereits bei tausenden Kindern mit autistischen Wesenszügen beobachtet habe.

Anstatt zunächst in ei­nem Vier-Augen-Gespräch über die unterschiedlichen Interessenlagen zu sprechen und einen Konsens im Sinne einer win-win-Situation zu suchen, wird sofort mit Tod, Teufel und ewiger Verdammnis gedroht. Man kann also gleichzeitig der reichste Mann der Welt sein und trotzdem ein sozialer Vollhonk. Wer Autist ist, weiß, dass er der einzige Mensch auf der Welt ist, der immer Recht hat.

Pixa Diogenes Clker Free Vector Images
Diogenes – Zeichnung: Pixabay / Clker-Free-Vector-Images

ADHS: Medikamente ratsam?

Zum Thema ADHS können wir uns vor Augen führen, dass ohne ADHS die Comedian-Szene praktisch nicht vorhanden wäre. Sozial kompetente ADHS-ler sind innerhalb von Sekundenbruchteilen in der Lage, Stimmungen wahrzunehmen und in Pointen umzusetzen. Sie können phantasievoll assoziieren und dabei auch schon mal die Grenzen der Konventi­on brechen. Wer Stefan Raab oder Jan Böhmermann gesehen hat, weiß wovon ich spreche.

Jetzt wäre es ja zu schön, wenn alle Autisten reiche und mächtige Genies würden und alle ADHS-ler erfolgreiche Ram­pensäue. Leider ist die Wirklichkeit eine viel traurigere Geschichte. Mitmenschen, die sich nicht normgerecht verhalten, werden bereits im Kindergarten gemobbt, in der Schule als schwarze Schafe angefeindet und haben es schwer, ihren Weg ins Berufsleben zu finden. Sie haben das Pinguin-Problem, dass sie in der unpassenden Umgebung so hilflos und tollpatschig wirken wie ein Pinguin auf dem Festland. Wenn aber der Pinguin in seinem passenden Element, dem Was­ser ist, zeigt er sich als hervorragender Jäger und kann für seine Fähigkeiten nur bewundert werden. Ziel muss also die Suche nach der jeweils passenden Umgebung und nicht nach der zwangsweisen Normierung sein.

Bereits vor über 5Jahren wurde in den USA eine Rückblickstudie durchgeführt mit der Frage was der Unterschied einer medikamentösen Behandlung von ADHS für die Betroffenen bedeutet. Wenn die Lebensrisiken von Kleinkindern die je­den großen Hund streicheln wollen, den Schulkindern die beim Fahrrad fahren nicht aufpassen und unter einem Auto enden, den Jugendlichen die Mutproben wie „S-Bahn-Surfen“ produzieren, später wegen chronischer Erfolglosigkeit dro­genabhängig und kriminell werden, den jungen Erwachsenen, die depressiv werden mit dem Risiko des Selbstmordes und den Alten, die in erhöhtem Maß Alkohol, Nikotin und Cannabis konsumieren, zusammen fasst, errechneten sich 20 Lebensjahre an durchschnittlicher Lebenszeitverkürzung. Mukoviszidose liegt in der gleichen Größenordnung.

Letztes Jahr wurde eine ähnliche Studie aus Skandinavien veröffentlicht, die immerhin noch sieben Jahre durchschnittliche Lebens­zeitverkürzung auswies und vor wenigen Wochen konnten wir im Ärzteblatt lesen, dass ADHS-ler bei medikamentöser Behandlung seltener rauchen.

dr.josefkirchner
Arzt und Autor Dr. Josef Kirchner – Foto: privat / Buchempfehlung: „Kinder, Kinder…!“ von Josef Eduard Kirchner

Wenn mich also Eltern eines Kindes mit ADHS nach Abschluss der Diagnostik fragen, ob sie ihr Kind medikamentös behandeln sollen, könnte ich zynischerweise antworten: „Nur wenn es alt werden soll.“

Bleiben sie nachdenklich! Josef Kirchner

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