Gil Ofarim spricht davon „die Schuld auf sich“ genommen zu haben – Wurde er dazu gedrängt?
Gil Ofarim hatte 2021 für einen riesigen Skandal gesorgt. Er hatte einem Mitarbeiter des Hotels „The Westin Leipzig“ Antisemitismus vorgeworfen. Zwei Jahre später stand Gil dann selbst wegen diesem Vorfall vor Gericht. Als Angeklagter. Blüht ihm dasselbe jetzt noch einmal?
2021 hatte Gil in einem Video auf Instagram unter anderem behauptet, dass er beim Einchecken ins Hotel aufgefordert worden sei, seinen Davidstern abzulegen. Das wäre eine Ungeheuerlichkeit. Aber: Es tauchte ein Video von der Situation auf. Und auf diesem Video war die Kette mit dem Davidstern gar nicht zu sehen.
Als die BILD Gil mit diesem Video konfrontierte, reagierte Gil, laut BILD, mit diesen Worten:
Es geht hier nicht um die Kette. Es geht eigentlich um was viel Größeres.
Die Leipziger Staatsanwaltschaft jedenfalls stellte die Ermittlungen gegen den Hotelmitarbeiter ein und eröffnete statt dessen ein Verfahren wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung gegen Gil selbst.
Nach sechs Verhandlungstagen räumte Gil schließlich ein:
Die Vorwürfe treffen zu. Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir leid.
Das Verfahren wurde gegen die Zahlung von 10 000 Euro an die „Israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig“ und an den „Trägerverein des Hauses der Wannseekonferenz“ eingestellt. Gil hat gezahlt. Doch jetzt kommen problematische Statements.
Gibt Gil Ofarim jetzt wieder dem Mitarbeiter die Schuld?
Jetzt gibt es bei Gil schon wieder eine Kehrtwende. In einem RTL-Interview, welches am Donnerstagmorgen gezeigt wurde, sagt Gil:
Ich habe die Schuld auf mich genommen, um dem ein Ende zu setzen, ich war nicht mehr fähig, weiterzumachen. Weder mental noch … Es ging nicht mehr, ich konnte nicht mehr.
RTL berichtet außerdem, dass Gil in dem Interview angegeben habe, dass er von seinen Anwälten zu diesem Schuldeingeständnis gedrängt worden sei.
Unabhängig von diesem Fall ist es grauenhafterweise eine Tatsache, dass in Deutschland seit Jahren antisemitische Straftaten auf einem hohen Niveau sind, sich ständig erhöhen und auch 2024 wieder zugenommen haben.
Ein Kommentar der Autorin Sigrid Schulz
Als Gerichtsreporterin stelle ich mir natürlich die Frage, ob Gil nicht mit diesem Interview seine Vorwürfe gegen den Mitarbeiter und das Hotel wieder aufleben lässt. Welche andere Interpretation sollte es sonst geben?
Und das könnte natürlich für Gil ganz gehörig nach hinten losgehen. Denn wer die Wahrheit sagt oder nicht, das könnte durch die Videos belegt werden. Gil hat in seinem Video behauptet, der Mitarbeiter habe gesagt:
Pack deinen Stern ein.
Ich bin mir sicher, dass ein Gutachter feststellen kann, ob das Video der Überwachungskamera des Hotels mit Gil ohne Stern bearbeitet wurde oder nicht. Und wenn das Zitat der BILD stimmt, hat Gil sogar eingeräumt, dass der Stern gar nicht sichtbar war. In so einem Fall kann doch jeder gute Anwalt wirklich nur dringend dazu raten, den Rückzug anzutreten.
Dazu kommt, dass Gil aktuell neue Musik promoten will. Macht er das jetzt vielleicht auf dem Rücken von denjenigen, die eventuell bereits unter ihm gelitten haben? Ob das Hotel, der Mitarbeiter und die Staatsanwaltschaft Leipzig diese neue Kehrtwende einfach so hinnehmen, ist aus meiner Sicht fraglich.
Ich wünsche mir, dass dieser Fall aufgeklärt wird. Mit einem eindeutigen Urteil von einem Gericht. Denn wenn Gil wirklich Opfer war, dann wäre es grauenhaft, wenn er zusätzlich immer mit einem solchen schlimmen Makel behaftet wäre. Auf der anderen Seite stelle ich es mir furchtbar vor, wenn der Mitarbeiter vielleicht solche unterirdischen Äußerungen niemals getätigt hat und trotzdem immer wieder so dargestellt wird.
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